Die Theorie, aus sieben Kernthemen-bestehend (Ätiologischer Ansatz, Mehr-Ebenen-Ansatz, Biosemiotik, Dialektik, Psychodynamischer Ansatz, Ökologischer Ansatz, Handlungs-theorie), vergleicht er mit einer Berg-welt. Die untere Bergregion geht in jenen ersten Teil der Praxeologie über, der die Theorie der psycho-therapeutischen Veränderungspraxis beschreibt. Der zweite, technik-orientierte Teil der Praxeologie liegt dann auf einem Hochplateau mit Blick nach vorne in Richtung einer Ebene mit vier Flusstälern. Diese Ebene symbolisiert die 'Niederungen der Praxis'. Die Täler entsprechen den Behandlungsstrategien für die vier Ätiologien.

Die kausale Psychotherapie nach Gottfried Fischer möchte als eine Variante einer kausalen Psychotherapie verstanden werden. Der Name symbolisiert Anspruch, Ziel, „Programm“ und den ideellen Rahmen, der in der Fischer`schen Variante einer kausalen Psychotherapie ausgefüllt wird mit der Dialektischen Psychoanalyse (DPa) und der Psychodynamisch-dialektischen Psychotherapie (PdP) mit ihren jeweiligen ätiologie-orientierten Vorgehensweisen. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird zum Zwecke der Vereinfachung von „kausaler Psychotherpie“ gesprochen, wenn eigentlich DPa bzw. PdP oder eine der aus ihnen erwachsenen ätiologieorientierten Vorgehenswiesen gemeint ist. Bilden sie doch gemeinsam die „kausale Psychotherapie“ Fischer´scher Prägung. Das Gesamtwerk gliedert sich -  wie einleitend schon formuliert - in die drei Bereiche

  • Theorie
  • Praxeologie (= Theorie psychotherapeutischen Handelns) und
  • Behandlungspraxis
  • Dokumentation (KÖDOPS, ein computergestütztes Dokumentationssystem)

Fischer bedient sich einer Landschaftsmetaphorik (Fischer, 2007, S. 16), um den Zusammenhang dieser Ebenen zu beschreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Was ist kausale Psychotherapie?
In Abgrenzung zu einer symptom- oder rein lösungsorientierten psychotherapeutischen Behandlung geht es im Rahmen einer kausalen Psychotherapie darum, die Erkrankungsursachen zu beseitigen. Mit dieser ätiologischen Ausrichtung sollen die grundlegenden Bedingungen und Prozesse, die für die Entstehung einer psychischen Störung verantwortlich sind, erkannt werden, um dann den selbstregulativen Heilungsprozess wieder in Gang zu setzen (ebd., S. 10 ff.). Im Verständnis einer kausalen Psychotherapie lässt sich nur so eine vollständige psychische Genesung erreichen.

Zieht man die medizinische Terminologie heran, so ist der Ansatzpunkt der kausalen Therapie klar einzuordnen: Im Gegensatz zu allen anderen psychotherapeutischen Ansätzen berücksichtigt sie die drei Komponenten der Krankheitslehre (Nosologie) gleichermaßen:

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Viele störungsspezifische Manuale orientieren sich dagegen vor allem an der Symptomebene und rechtfertigen so ihre Fixierung auf zukunftsorientierte Problemlösung. Solchen Ansätzen fehlt das Verständnis für Krankheitsursachen und -entstehung. Klassische Psychoanalyse verharrt dagegen übermäßig bei der Vergangenheit. Deshalb verbindet das Konzept der kausalen Psychotherapie Gegenwarts-, Vergangenheit- und Zukunftsbezug miteinander.
Kausale Psychotherapie dient aber nicht nur der Heilung, sondern auch der Prävention. Bei der Krankheitsvorbeugung unterscheidet man ebenfalls drei Stadien, die nach Fischer (2007) den chronologischen Stadien der Krankheitsentwicklung entsprechen. Diese Darstellung veranschaulicht, dass Prävention ohne ätiologisches und pathogenetisches Wissen kaum möglich ist (ebd.).




Kausale Psychotherapie arbeitet mit den psycho-sozialen Mitteln des therapeutischen Gesprächs und der therapeutischen Beziehungsgestaltung. Chemische Substanzen und insbesondere physikalische Methoden können ergänzend eingesetzt werden, werden jedoch klar vom psychotherapeutischen Vorgehen i.e.S. abgegrenzt.
Zusammengefasst ergibt sich daraus die folgende Definition:

„Kausale Psychotherapie ist ein therapeutisches Vorgehen, das auslösende Bedingungen, determinierenden Kontext und aufrechterhaltende Faktoren psychischer Störungen berücksichtigt, mit dem Ziel, nicht nur die Symptome zu mildern oder zu beseitigen, sondern auch den ätiopathogenetischen Prozess in salutogene [= gesundheitsfördernde] Bahnen zurückzulenken. Therapieziel ist die Wiederaufnahme des blockierten psychobiologischen Entwicklungsprozesses, wobei der menschliche Lebenslauf als lebenslanger Entwicklungsprozess verstanden wird“ (Fischer, 2007, S. 30).

Psychotherapien unterscheiden sich darin, ob Sie eher trainingsorientiert (TOIS = trainingsorientierter Interventionsstil) ausgerichtet sind (Verhaltenstherapie) oder eher entwicklungsorientiert (EOIS = entwicklungsorientierter Interventionsstil) arbeiten (psychodynamische Therapie). Obwohl beide Ansätze berechtigt und erfolgreich sind, fokussiert die kausale Psychotherapie auf den entwicklungsorientierten Interventionsstil (EOIS), weil hier der Erkenntnisfortschritt  des Patienten und damit sein selbstständig vorangetriebener Veränderungsprozess im Zentrum steht.

Diesem dient auch das Aufarbeiten der Vergangenheit und damit der Gewinn an Einsicht in die eigene Lebensgeschichte.

Eine Vielzahl von Verhaltenstechniken lassen sich sehr effektiv in eine entwicklungs-orientierte Therapieausrichtung einbauen. Damit zeigt die kausale Psychotherapie, dass TOIS und EOIS keine Gegensätze sein müssen, sondern der EOIS den TOIS integrieren kann.

Obwohl die kausale Psychotherapie in einer psychodynamischen Therapietradition steht, kann sie schulübergreifend von allen Therapeuten zur Therapieplanung eingesetzt werden. Ihren Namen verdankt die kausale Psychotherapie nach Fischer zwar ihrer betont ätiologischen Ausrichtung, darüber hinaus lässt sie sich aber noch durch einige weitere Charakteristika bestimmen, an denen sich zugleich die wichtigsten theoretischen Grundlagen festmachen lassen.

 

Kausale Psychotherapie – Einführung und Überblick
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