Veränderung als medialer Prozess (Met-Allaxeologie)
Veränderung wird, wie bereits erwähnt, in der kausalen Psychotherapie als ein Vorgang verstanden, der weder aktiv noch passiv ist – und doch beides zugleich. Der Prozess des Werdens ist immer etwas, das geschieht, aber auch bewusst vorangetrieben werden kann. Um dieses dialektische Verhältnis abzubilden, spricht die kausale Psychotherapie hier von einem „mediale[n]“ Prozess. Fischer (2007) gebraucht entsprechend für die Lehre vom therapeutischen Veränderungsprozess den Ausdruck „Met-Allaxeologie“ von der griechischen Verbform metallattesthai – sich verändern (im medialen Sinne).

Auf der Basis der bisherigen theoretischen und praxeologischen Ausführungen kann die Anatomie der Veränderung, wie sie sich in der kausalen Psychotherapie vollzieht, anhand der folgenden Abbildung verdeutlicht werden:

Salutogenese
Die erste Phase beschreibt zunächst den gesunden Zustand, in dem die dialektische Selbstregulation gelingt. Sie findet Ausdruck im Unendlichkeitszeichen, das die gegenseitige Bedingtheit zweier Pole (z. B. Körper-Sein und Körper-Haben) zeigt. Subjektivität und Objektivität sind in der Intersubjektivität miteinander verbunden. Die Gegenwart wirkt hierbei als vermittelnde Instanz zwischen Vergangenheit und Zukunft. Tritt jedoch ein Problem auf, das die Einheit der Pole aufspaltet, wird die Ätiopathogenese in Gang gesetzt.


Ätiologie
Das Problem im Sinne eines ätiologischen Faktors trennt die ursprüngliche Einheit in zwei unvereinbare Gegensätze auf. Die Zukunft wird zur verlängerten Vergangenheit, weil die vermittelnde Tätigkeit der Gegenwart ausbleibt. Subjektives Körper-Sein und objektives Körper-Haben werden getrennt.




Pathogenese / Pathodynamik
Da die problematischen Schemata (z. B. ein Traumaschema) auf Wiederholung drängen, wird die Entdialektisierung aufrechterhalten.



Praxeologie / Praxis
In der Therapie kommen an dieser Stelle Interventionen im Sinne von Dekonstruktion-Konstruktion-Rekonstruktion gemäß ADVM zum Einsatz. Der Therapeut verbündet sich zunächst mit der Abwehr bzw. der Traumakompensation des Patienten, um ihn zu stabilisieren. Erst dann wechselt er sein Bündnis und fördert jetzt die Bewusstwerdung der abgewehrten Wünsche oder (traumatischen) Erinnerungen. Mit der Unterstützung dialektischer Interventionen erreicht er so beim Patienten das Stadium der Dekonstruktion: Der Patient relativiert die Grundpolarität und erkennt, dass sich die Pole auch gegenseitig bedingen. Er bekommt eine Vorstellung eines veränderten Zielzustands, den er nun neu konstruieren kann.
Schließlich gibt die Praxeologie weitere praxisrelevante Hinweise, wie die Schritte des ADVM in der Therapie erreicht werden können. Hierbei geht es um die Herstellung der minimalen und optimalen Differenz mit Hilfe der Interventionsregel N + 1 als Voraussetzung von Konstruktion und Rekonstruktion. Gelingt die Veränderung, führt dies auch zu einer Wiederverzeitlichung, d. h. die Gegenwart als vermittelnde Instanz ist wiedergewonnen






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Allgemeines Dialektisches Veränderungsmodell (ADVM)                                                          Seite 1 / 2
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