Die MPTT ist ein psychodynamisch-dialektisches Therapieverfahren für Traumapatienten, das insbesondere auf dem für die Praxis weiterentwickelten ADVM von Fischer gründet (Fischer, 2000 b).


MPTT-Varianten
Krisenintervention: Hier gilt es, Maßnahmen zu ergreifen, die den Aufbau des Sicherheits- und Kontrollgefühls auf Seiten des Patienten zum Ziel haben.  Die Erinnerung an die traumatische Situation sollte hier vermieden werden.
Betreuung und Beratung: Als basale Stufe von Unterstützung umfasst die Betreuung z.B. Hilfestellungen bei Amtsgängen oder Kinderbetreuung. Beratung stellt eine „psychologische Unterstützung bei grundsätzlich positiver, spontaner Erholung nach einer potentiell traumatischen Erfahrung“ (Fischer, 2007, S. 271) dar. Im Rahmen einer Beratung findet keine Traumabearbeitung statt. Dies bleibt der Therapie vorbehalten (ebd.).
Die Standardversion der MPTT kann für Akuttherapien und in modifizierter Form auch für längere Traumatherapien (= Prozesstherapien) eingesetzt werden. Der Hauptunterschied besteht darin, dass sich die einzelnen Phasen in Prozesstherapien meist länger ausdehnen und häufig mehrere Veränderungszyklen aus Dekonstruktion-Konstruktion-Rekonstruktion durchlaufen. Grund dafür ist der häufig bereits chronifizierte Verlauf der Traumatisierung, weil die traumatische Erfahrung schon länger zurückliegt und eine entsprechend längere Behandlung erforderlich macht (Fischer, 2007). Eine differenziertere Darstellung folgt unten.

 

MPTT-Dimensionen
Die MPTT greift nicht nur auf KÖDOPS-Formate zurück, sondern arbeitet mit vier eigenen Planungsmatrizen (Dimensionen) mit diesen Inhalten:
Dimension I: Natürlicher Verlaufsprozess der traumatischen Erfahrung
Dimension II: Traumatische Situationserfahrung
Dimension III: Persönlichkeit und soziales Umfeld
Dimension IV: Therapieverlauf

Das Hauptkennzeichen der MPTT stellt der möglichst enge Anschluss des therapeutischen Vorgehens an den natürlichen Verarbeitungsprozess der traumatischen Erfahrung dar. Die Therapie unterstützt, erweitert und differenziert die spontanen Kompensationsbemühungen der Persönlichkeit. So lassen sich die vier Planungsmatrizen bzw. Dimensionen der MPTT - wie auf der Abbildung dargestellt - auch den unterschiedlichen Phasen des Verlaufsmodells von Fischer und Riedesser zuordnen.



Die erste Dimension orientiert sich am Stand des natürlichen Heilungs- bzw. Krankheits-verlaufs (Fischer, 2007, S. ;Bering, 2005, S. 100). D.h. das Vorgehen (Interventionsplanung) basiert auf der Zuordnung von Erscheinungsbild und Stadium, in dem der Patient sich befindet (Akutphase, Einwirkungsphase, Chronifizierung).
Ziel dieser Dimension ist die Stärkung der Vollendungstendenz, d.h. die Tendenz, das Trauma abzuarbeiten und das TS in die Persönlichkeit zu integrieren.

Die zweite Dimension fokussiert die Situatinsdynamik. Hier gilt es, das Besondere und je Einzigartige einer traumatischen Situation als Ergebnis einer individuellen Konstellation von subjektiven und objektiven Situationsfaktoren herauszuarbeiten.
Hilfreiche Orientierungspunkte können sein: Differenzierung des Traumatyps (nach Terr), Erfassen der Traumdynamik (nach Ochberg) und des Schweregrades der Situationsfaktoren, die Art der Betroffenheit und der Verursachung, das Verhältnis Täter/Opfer, die Dynamik von Sexualisierung, Stigmatisierung, Verrat, Ohnmacht und das Vorhandensein eines Beziehungstraumas.

Die dritte Dimension bezieht sich auf die Psychodynamik des Traumas vor dem Hintergrund des individuellen Persönlichkeitsstils und der sozialen Umwelt (Bering, 2005, S. 100). Zentral für diese Dimension ist das Kräfteparallelogramm von Traumaschema und Traumakompensatorischem Schema. Der Therapeut füllt zunächst die Zellen 1 bis 9 auf dieser Planungsmatrix aus, um die traumadynamischen Strukturen festzuhalten. Hier ergeben sich Redundanzen zu einigen KÖDOPS-Formaten (KF Traumaschema und KF Traumakompensatorisches Schema), die aber auch parallel zur Vertiefung einbezogen werden können. Zweitens erfolgt die Visualisierung der Traumadynamik, für die in jedem Fall KF Traumadynamik zum Einsatz kommt.

 Die vierte  Dimension legt gleichsam den roten Faden eines idealen Therapieverlaufs von der Störung zur Erholung fest. So wird hier die basale Interventionslinie formuliert. Im KÖDOPS-Manual geschieht dies am Ende des TTG-Interviewsatzes. Da dieser Teil in der KÖDOPS-Software fehlt, wird die basale Interventionslinie wie dargestellt im gesonderten Format KF Basisintervention formuliert.

Der erarbeitete Therapieverlauf kann später modifiziert werden. Dasselbe gilt auch für die anderen drei Dimensionen, die im weiteren Fortgang der Therapie nach und nach vervollständigt werden.



Die Standardversion der MPTT ist als Akuttherapie mit zehn bis zwölf Sitzungen konzipiert, die sich den Veränderungsschritten wie folgt zuordnen lassen:

  Baseline-Basispolarität

 

  Therapiebeginn


  Minimale Differenz

  Setting

  Arbeitsbündnis


  Antizipatorisches   Repertoire

 Kompensation

  Rekonstruktion

  Konstruktion


  Gestaltbildung

 

  Optimale Differenz

 

 

  Dekonstruktion

  Konstruktion

  Rekonstruktion
  Integration 


  Implementation

  Lebensplanung
  Rückfallprophylaxe


  Katamnese

 

 

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Der Erstkontakt



Krisenintervention
Eine Krise stellt einen akuten Verlust des psychischen Gleichgewichts dar (Bering, 2005, S. 65). Die verfügbaren Bewältigungsstrategien versagen und es zeigen sich Symptome von Stressbelastung und funktioneller Beeinträchtigung (ebd.). 
Wie oben schon skizziert, gilt es im Rahmen der Krisenintervention Maßnahmen zum Aufbau des Sicherheits- und Kontrollgefühls auf Seite des Patienten zu ergreifen. Ferner gilt es, intrusive Erinnerungen an das traumatische Erleben zu vermeiden bzw. bei Bedarf zu unterbrechen. Zur Anwendung kommende Maßnahmen sind Formulierungen, die den Patienten „erden“ und im Hier und Jetzt verankern (Fischer, 2007, S. 256), Ablenkungen, Atem- und Entspannungsübungen (ebd.). Dies kann ergänzt werden duch beruhigende, Informationen und Stabilisierungsübungen und sollte getragen sein von einer besonders höflichen und rücksichtsvollen Vorgehensweise (ebd.)
Wird der Patient von Erinnerungen und Gefühlen 'überflutet' so empfiehlt Fischer (ebd., S. 257) die Dosierungs- und Distanzierungstechniken nach Horowitz:

Zusammenfassen kann als Faustregel formuliert werden: Sicherheit vermitteln, als verständnisvoller Geprächspartner zur Verfügung stehen und das Verständnis für die Wirkungen und Folgen des Traumas fördern (ebd. S. 258).

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