Die vier Ätiologien
Kausale Psychotherapie geht davon aus, dass psychische Störungen auf mindestens eine von vier Ätiologien zurückgehen (Fischer, 2007). Dabei handelt es sich um

Während Über- und Untersozialisation sowie psychotraumatische Einflüsse auf Umweltfaktoren basieren, beruhen biologische Faktoren auf erworbenen biologischen Veränderungen bzw. auf erbgenetischen Einflüssen – deren Entfaltung allerdings wiederum auch von der Umwelt abhängt.

Ätiologramm – Ätiologische Überschneidungen
In den meisten Fällen lässt sich eine der vier Ätiologien als dominant erkennen. Sie bestimmt die Ausrichtung der weiteren therapeutischen Maßnahmen im Rahmen der kausalen Psychotherapie. Von dieser Haupttendenz abgesehen kommt es außerdem zu mehr oder weniger großen Überschneidungen zwischen den Ätiologien, welche die Komplexität möglicher Krankheitsursachen und -pathogenesen dokumentieren.

a

Die wichtigsten ätiologischen Überschneidungen spezifiziert Fischer wie folgt:

Ätiologie

Kindheit

Jugend

Erwachsenenalter

 A
 Psychotraumatisch

   Ablehnung, negative    Bindung, schwere    Personenverluste,    Gewalterfahrungen,        „Beziehungstraumata“

   Unfälle,    Katastrophen,    Gewalterfahrungen

   Unfälle, (berufliche)    Katastrophen,    Gewalterfahrungen

 A-C
 Psychotraumatisch- 
 Biologisch

   Fehlregulation des    Serotoninhaushalts,    Verminderung der    Neurogenese

   Neuromuskuläre    Verspannungszustände,    Schädigung ana-    tomischer Strukturen

   Neuromuskuläre    Verspannungszustände    Schädigung ana-    tomischer Strukturen

 A-B
 Psychotraumatisch-
 Übersozialisation

   Gewaltförmige    Erziehungsmethoden,    kulturell legitimierte „    Verstümmelung“

   Gewaltförmige    Erziehung, grausame    Initiationsrituale

   Totalitäre politische    Verhältnisse

 B
 Übersozialisation

   Normativ rigide    Erziehung

   Überausgeprägte,    konventionelle    Normorientierung,    Leistung um der    Leistung willen,    weltanschaulich starr

   Einengung und    Hemmung vitaler    Impulse durch    verinnerlichte Normen    („gnadenloses“ Über-    Ich)

 B-D
 Übersialisation-
 Untersozialisation

   Wechsel von Strenge    und Verwöhnung

   Probleme der moralischen    Wertorientierung

   Inkonsistentes,    willkürliches Verhalten,    Double-Binds

 B-C
 Übersozialisation-
 Biologisch

   Fehlkodierung von    Vitalfunktionen und    Körpererleben

   Störungen der    psychosexuellen    Entwicklung und    Identitätsbildung

   Psychosomatische    Störungen nach dem    Modell der gehemmten    Handlung

 C a
 Biologisch-erworben

   Neurohormonelle    Dysregulation,    Neurogeneseabfall

   Defizite der    Affektregulation

   Affektive    Störungsmuster

 C b
 Biologisch-angeboren

   Konstitution, vererbte    Krankheiten 

   Manifestationsstadien    der Erkrankung

 

 C-D
 Biologisch-
 Untersozialisation

   Defizite der    Intelligenzentwicklung,    der Affekt- und    Verhaltensregulation

   Trias von Impulsivität,    Unerreichbarkeit für    Erziehungsmaßnahmen,    fehlende    Angstentwicklung  

   „Hypofrontalität“ und    „enthemmte Handlung“

 D
 Untersozialisation

   Inkonsistente Regeln

   Dissoziales,    unempathisches    Verhalten

   Regelwidriges,    dissoziales,    egozentrisches u./o.    egoistisches Verhalten

 D-A 
 Untersozialisation-
 Psychotraumatisch 

   Vernachlässigung,    Verwahrlosung,    Misshandlung,    Missbrauch

   Desorientierte    Adoleszenz  bzw.    negative Identität

   Forensische Karrieren,
   transgenerationale    Weitergabe

 

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